“Schade!” – dachte ich und blickte auf die vier umfangreichen IKEA-Kartons in der Ecke des Lehrerzimmers. Schade! Vor zwei oder drei Monaten hatte ich sie dort abgestellt angestopft mit Notizen und Unterrichtsunterlagen, Kopien aus einschlägigen Büchern und Maturafragen. Alles schön in Mappen geordnet und beschriftet.
Zu meinen vier Musikerkolleginnen und Kollegen sagte ich: “Hier! Nehmt, was Ihr haben wollt und brauchen könnt. Ich geh in Pension. Vielleicht spart euch das ein bisschen Arbeit!”. Sie dankten freundlich. Unbeachtet verstaubten die Schachteln in der Ecke. Wahllos zog ich eine Mappe heraus: “Die Liebe bei Mozart; über die verschiedenen Konzepte von Liebe in den drei Opern “Die Hochzeit des Figaro”, “Don Giovanni” und “Die Zauberflöte”. Eine andere: “Vergleiche “Ein Deutsches Requiem” von Johannes Brahms und Guiseppe Verdis “Missa da Rwquiem”. Eine dritte: “Der Mythos von “Orpheus” im Wandel der Geschichte : von Monteverdi über Glück und Offenbach bis Kurt Weill”.
Mir blutete das Herz! Ich liebte diese Themen! Aber niemand sonst schienen sie zu interessieren. Jeder kocht halt gern sein eigenes Süppchen… Also packte ich die vier Kartons ins Auto und fuhr nach Hause.
Am nächsten Tag gründete ich den “Musikclub”.
Als wir 1965 in die Südstadt zogen entstand sehr bald ein kleiner Singkreis, der sich in wenigen Jahren zu einem Chor entwickelte. Wir betreuten die Kirchenmusik in der Hinterbrühl und in der Südstadt und gestalteten Konzerte im Advent, aber auch zu anderen Jahreszeiten. Leider musste ich die Leitung aufgeben, als ich nach der Kinderpause wieder zu unterrichten anfing. Doch die Sänger und Sängerinnen wurden nun begeisterte Mitglieder des Musikclubs und trugen viel zu seiner Gestaltung bei. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich für ihre Treue gedankt!
Im Lauf der Zeit hat sich der Musikclub jedoch gewandelt. Aus Vorträgen mit Musik aus Tonträgern sind nunmehr Hauskonzerte geworden mit jungen Musikern und Absolventen der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Trotzdem möchte ich auf unserer Webseite im Rückblick auf die interessantesten Themen eingehen, die uns im Lauf der Jahre beschäftigt haben und wünsche allen die sich die Zeit nehmen viel Freude beim Lesen!
Inge Erharter