„Vom Hof Ludwig der XIV. bis vorrevolutionäres Paris. Musik und Erinnerungen von Zeitgenossen“
Zu Beginn des 18 Jahrhunderts hat Versailles und der französischen Hof langsam an Einfluss und Glanz verloren. Das Volk selber hat in bitteren Armut gelebt, zwei Drittel des Volkes hatten unter hygienischen und politischen Zuständen gelitten. Aber gleichzeitig ist um die gleiche Zeit wunderbare Musik entstanden – heiter, fröhlich, fast esoterisch, richtig edel und liebend. Die Komponisten haben wahrscheinlich nur für die obersten 10.000 komponiert und auch keine Ahnung gehabt, wie es dem Volk wirklich geht. Deswegen ist es kein Wunder, dass am Ende des Jahrhunderts eine Revolution ausgebrochen ist. Diese Kontraste waren der ausschlaggebender Impuls zur Entstehung von diesem Programm.
29. Jänner 2022: Desiree Wöhrer (Blockflöte, Viola da Gamba), Michael Lind (Traversflöte), Inge Erharter (Frenzi) (Cembalo), Sonya (Sofia) Shapovalova (Cembalo), Jürgen Maurer (Lesung)
5. März 2022: Desiree Wöhrer (Blockflöte, Viola da Gamba), Michael Lind (Traversflöte), Inge Erharter (Frenzi) (Cembalo), Sonya (Sofia) Shapovalova (Cembalo), Michael Stradal (Lesung)
21. Mai 2022: Desiree Wöhrer (Blockflöte, Viola da Gamba), Michael Lind (Traversflöte), Inge Erharter (Frenzi) (Cembalo), Sonya (Sofia) Shapovalova (Cembalo), Stefan Welzig (Lesung)
Musikalisches Programm: J.-Ph. Rameau, J. Duphly, C. Balbastre, M. Marais, M. Blavet
…die Liebe ist ein seltsames Spiel…
…das wissen wir spätestens seit den 60er Jahren als Conny Francis diesen Schlager berühmt machte! Aber – es war natürlich schon immer so!
Nur: Wenn sich im 17. oder 18. Jahrhundert zwei in einander verliebten hießen sie nicht Franz und Lisl, sondern Tirsi und Chloé (oder vielleicht Silvia), und von Beruf waren sie nicht Bankbeamter und Sekretärin, sondern Hirte und Schäferin.
Sie wandelten in lauschigen Wäldern entlang sanft plätschernden Bächlein und über duftende Blumenwiesen und hüteten ihre Schafe.
Chloé ( oder Silvia) wußte auch nichts von schmutziger Stallarbeit, von Ausmisten und Melken, und Tirsi hat nie ein Schaf geschoren oder etwa Schafkäse gemacht. Jedenfalls berichtet die Geschichte nichts darüber.
Auch die Schafe waren zu jener Zeit unheimlich brav und sind nie davongelaufen – wie in der Bibel berichtet; kein “guter Hirte” mußte je eines suchen gehen.
Dennoch blieben Tirsi und Chloé die Niederungen des Lebens nicht fremd: sie litten unsäglich unter tausend Liebesschmerzen – und genossen es auch noch.
Eine gewisse Neigung zum Masochismus ist ihnen also nicht abzusprechen!
Eigentlich sind sie einander nie wirklich begegnet. Eine Fernbeziehung. Tirsi verging vor Sehnsucht nach der liebreizenden Chloé, doch ihr Herz schlug meist nur für ihre Schafe – oder für einen anderen. Der wieder – (hier verweise ich auf Christian Morgenstern, der dieses ewige Dilemma trefflich beschrieb)…
So verfielen sie entweder dem Wahnsinn oder der Sehnsucht nach dem Tod!
Von diesem Liebesleid wissen die die Komponisten des heutigen Abends viele Lieder / Chansons / Arien zu singen.
1. Oktober 2022, 5. November 2022
Ensemble L’Aimable: Desiree Wöhrer (Blockflöte, Viola da Gamba), Dominik Fischer (Geige), Lucia Varsic (Mezzosopran), Michael Lind (Traversflöte), Sonya (Sofia) Shapovalova (Cembalo)
Einführende Worte: Frenzi Erharter
Musikalisches Programm: G. Ph. Telemann, M. Lambert, J.-M. Leclair, M. A. Charpentier, M. P. de Monteclair
Vorschau Winter/Frühjahr 2023
England. Erinnerungen der Zeitgenossen: Samuel Pepys (1633-1703)
Samuel Pepys war Staatssekretär im Marineamt, Präsident der Royal Society und Abgeordneter des englischen Unterhauses. Berühmt wurde er durch seine Tagebücher, die er bis zu seinem Tode geheim hilt. Er war Chronist einer schwierigen Epoche mit zahlreichen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Wir erleben die Krönung von Karl II., die Pestepidemie von 1665 und den großen Brand Londons 1666. Wir bekommen einen genauen Einblick auf das alltägliche und kulturelle Leben in London am Ende des 17. Jahrhunderts.
England. Erinnerungen der Zeitgenossen: Charles Burney (1726-1814)
Etwa ein halbes Jahrhundert nach Samuel Pepys bereiste ein anderer musikbesessener Engländer halb Europa in der Absicht, eine umfassende Geschichte der Musik zu schreiben – Charles Burney. Er traf die berühmtesten Musiker seiner Zeit – Mozart, Ch.W. Glück, C.Ph.E. Bach und viele andere, und beschrieb äußerst amüsant den Musikbetrieb in Paris, Genf, Turin, Mailand, Padua, Venedig, Bologna, Florenz, Rom und Neapel. Seinen Aufzeichnungen verdanken wir viele, oft sehr persönliche und kritische Schilderungen des kulturellen Lebens an den Fürstenhöfen und bürgerlichen Häusern Europas im 18. Jahrhundert.
Südamerikanische Barockmusik
„Gibt´s Barockmusik aus Südamerika??!“-Ja, und zwar weil der Jesuitenorden im 17. und 18. Jahrhundert besonders aktiv im heutigen Paraguay und in Bolivien war. Die Missionare haben rasch die Musikbegeisterung und die Musikalität der indigenen Bevölkerung erkannten und nutzten diese Begeisterung für die Aufführung der geistlichen Musik aus Europa. In dieser Musik haben sich Elemente der europäischen (bzw. spanischen) Barockmusik an die regionalen Vorlieben angepasst und mit altamerikanischen und afrikanischen Elementen vermischt.